Meldung vom 28.07.2022 Frühwarnzeichen erkennen!
Am 21.07.2022 lud der Geschäftsführer der PSAG Degggendorf Herr Zitzelsberger zum Fachtag „digitale Lebenswelten“. Vormittags fand ein Workshop für Fachkräfte zum Thema Beratungsmethoden in Bezug auf den Umgang mit Mediennutzung, am Landratsamt Deggendorf statt. ExpertInnen aus dem Landkreis konnten sich zum Thema austauschen und neue Methoden der Unterstützung wurden durch den Suchttherapeuten Herrn Pruin vorgestellt. Des Weiteren informierte der IT-Experte der Kriminalpolizei Herr Günter Nebel.
Beim Hauptvortrag am Nachmittag begrüßten die stellvertretende Geschäftsführerin des Kreisjugendrings (KJR) Frau Heunemann und Herr Zitzelsberger die über 60 Teilnehmer in den Räumen des KJR in Plattling. Anschließend folgte die Präsentation des Tätigkeitsberichtes des Suchtarbeitskries Deggendorf/Regen, wo auf die Notwendigkeit der Erweiterung einer Jugendsuchtberatung hingewiesen wurde. Herr Zitzelsberger ist weiterhin immer auf der Suche nach engagierten Fachkräften, die sich bei der Ausgestaltung der psychosozialen Versorgung im Landkreis Deggendorf beteiligen wollen.
Beim Hauptvortrag stellte Herr Pruin (leitender Sozialpädagoge und Suchtherapeut am Bereich Medienabhängigkeit der Caritas Diözese Augsburg) die Frage: „wie viel Zeit verbringen Sie täglich vor dem Bildschirm?“ Die meisten gaben an, täglich zwischen zwei und vier Stunden vor dem Bildschirm zu verbringen. Das Smartphone ist dabei ein wichtiger Faktor. Es ist immer dabei, durch die positive Erwartungsspannung wird Dopamin ausgeschüttet und auch Neugier und Bindungssehnsucht werden durch digitale Medien angesprochen, wie Herr Pruin den Zuhörern erklärt. Dadurch entsteht eine große Sogwirkung. Das Gehirn bekommt aufgrund der digitalen Dauerbereitschaft und den permanenten Unterbrechungen keine Pause, wodurch digitaler Stress entstehen kann. Auch für Herrn Landrat Bernd Sibler, der zur Veranstaltung gekommen war, ist dies ein wichtiges Thema. Dieser kenne natürlich die ständige Dauerbereitschaft und weiß deswegen um dessen Risiken. Er rät aus diesem Grund, stets zu versuchen, die richtige Balance zu finden. Eine solche Balance findet sich, so der Suchttherapeut, zum Beispiel durch handyfreie Phasen im Alltag und durch den Verzicht auf das Handy im Bett, auf der Toilette oder beim Essen.
Neben dem Handy haben auch Computerspiele eine große Sogwirkung. Sie enthalten zahlreiche Elemente, um den Spieler an sich zu binden. Wenn beispielsweise ein Spielziel erreicht wird, wird sofort ein neues Ziel gesetzt, das es zu erreichen gilt. Herr Pruin, der selbst gerne am Computer spielt, hebt jedoch auch hervor, dass Computerspiele auch viele positive Eigenschaften besitzen. Die Gefahren dürfen jedoch nicht außer Acht gelassen werden. Frühwarnzeichen sind Aggressivität, Apathie, Desinteresse oder auch ein ungepflegtes Äußeres. Jedoch ist das Spiel an sich nicht das Problem, sondern dessen Anwendung.
Doch ab wann entwickelt sich der Medienkonsum zur Sucht? Sollten die vier Grundbedürfnisse Orientierung und Kontrolle, Lustgewinn und Unlustvermeidung, Selbstwerterhöhung und Bindung eher vom Spiel als von der Außenwelt erfüllt werden, besteht laut dem Suchttherapeuten eine erhöhte Gefahr für eine Gaming Disorder, einer Erkrankung, die erst neu zum Krankheitskatalog hinzugefügt worden ist.
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